Der Fall Chodorkowski

Der deutsche Dokumentarfilm „Der Fall Chodorkowski“ beschreibt die Geschichte des bekannten, politischen Gefangenen Russlands. Mehrere Prozesse wurden gegen ihn angestrebt und erst kürzlich wurde Michael Borissowitsch Chodorkowski zu einer erneuten Haftstrafe verurteilt. Ihm wurde ein Diebstahl von einigen Millionen Barrel Öl vorgeworfen. Als freier Mann leitete er den Ölkonzern Yukos.

Der Fall Chodorkowski
  • Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
  • Michail Chodorkowski, Joschka Fischer, Jean-Marc Barr (Schauspieler)
  • Cyril Tuschi (Regisseur) - Cyril Tuschi (Autor)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren

Seine Uraufführung erfolgte 2011 auf der Berlinale, ganze viermal lief der Film dort. Die Deutsche Film- und Medienbewertung verlieh das Prädikat „besonders wertvoll“. Nach der Premiere erhielt die Dokumentation in München auf dem 27. Internationalen Dokumentarfilmfestival den internationalen Dokumentarfilmpreis.

Drehorte, Regie und Besetzung von „Der Fall Chodorkowski“

Cyril Tuschi ist im Januar 1969 in Frankfurt am Main geboren. Er ist ein deutscher Regisseur mit russischen Vorfahren, was die Herkunft der Geschichte im Film „Der Fall Chodorkowski“ erklärt. Mit diesem Dokustreifen leistete Tuschi große Arbeit. Er schrieb ebenfalls das Drehbuch, leitete die Produktion mit LALA Films Berlin und half bei der Kameraführung und dem Schnitt mit. Die gesamte Herstellung fand in Deutschland statt. Weitere helfende Hände mit der Kamera waren Eugen Schlegel, Peter Dörfler und Franz Koch. Im Schnitt wurde der Regisseur von Salome Machaidze unterstützt. Für den Film befragte Tuschi mehr als siebzig Zeitzeugen, dieses Interviewmaterial ist über 180 Stunden lang. Heraus kam ein Film mit einer Länge von 116 Minuten und einer Altersfreigabe ab dem 12. Lebensjahr, allerdings nur feiertagsfrei.

Die Kosten des Drehs betrugen um die 400.000 Euro und wurden mithilfe von drei deutschen staatlichen Filmförderungen und dem Bayerischen Rundfunk finanziert: Medienboard Berlin-Brandenburg, Mitteldeutsche Medienförderung, Deutscher Filmförderfonds. Die Besetzung wird durch die Interviewpartner bestimmt und dem Interviewer. Dazu kommt der Sprecher Jean-Marc Barr.

Handlung vom Film „Der Fall Chodorkowski“

Michael Borissowitsch Chodorkowski gilt als Gründer der ersten russischen Privatbank, mit dem Namen Menatep, und als Inhaber des großen Ölkonzerns Yukos. Für die Dokumentation über den bekannten Mann befragte Tuschi rund siebzig Zeitzeugen. Darunter der frühere deutsche Außenminister Joschka Fischer von den Grünen und die Mutter des Angeklagten. Inbegriffen in den fast zwei Stunden Zusammenschnitt sind animierte Szenen, zum Beispiel die Verhaftung von Michael Borissowitsch Chodorkowski. Hilfreich dabei war das verwendete Nachrichtenmaterial vom CNN. Insgesamt werden fünf Fragen beantwortet:

  • Warum wurde einer der reichsten Männer dieser Welt 2003 in seinem Privatjet verhaftet?
  • Warum gelangte er in das sibirische Gefängnis in Grenznähe zu China?
  • Warum wurde Michael Borissowitsch Chodorkowski zu vierzehn Jahren Haft wegen planmäßigem Betrug, Steuerhinterziehung, Unterschlagung und Geldwäscherei verurteilt? (Ausgesprochen durch zwei Prozesse)
  • Warum reiste der Multimillionär zurück, obwohl er ahnen konnte verhaftet zu werden?
  • Warum zahlte er keine Steuern, wie es der Staat von allen Menschen verlangt?

In den 1990er Jahren verdiente Chodorkowski einen Großteil seines Vermögens. Im Jahre 2003, der Zeit der Inhaftierung, betrug es rund acht Milliarden US-Dollar. Zum Jahrtausendwechsel kursierten Gerüchte, dass er die Anteile des Ölkonzerns in die USA verkaufen wollte. Natürlich war Chodorkowski bei den Verhandlungen darauf bedacht, dass er sein Image in einen Wohltäter und Kulturliebhaber umwandelt. Kurze Zeit vor seiner eigenen Verhaftung beschuldigte er Wladimir Putin, den derzeitigen russischen Präsidenten live im Fernsehen, der Korruption. Die Sendung war ein Treffen der Superreichen der Welt.

Das Interview

Vor seiner eigenen Verhaftung wurde schon seine rechte Hand bei Yukos, Platon Lebedew, verhaftet. Zu diesem Zeitpunkt befand Chodorkowski sich in den USA. Einige Stimmen der Interviewten behaupten: Er ließe sich inhaftieren, um nach der Verbüßung seiner Strafe, als geläutert dazustehen, mit Aussicht auf eine Präsidentschaft. Während des Prozesses konnte Tuschi sogar ein Interview mit dem Beschuldigten führen. Damals sagte er den Verantwortlichen, es wäre für private Zwecke. Dieses Gespräch fand im Glaskäfig in Moskau statt. Chodorkowski war völlig entspannt und sprach mit Ironie und Heiterkeit über seine Geschichte. Ganze fünf Jahre arbeitet der Regisseur an detaillierten Einblicken in die russische Gesellschaft und in die internationale Diplomatie.

Komischerweise wurden Tuschi, nach eigenen Angaben, das gesamte Material und auch sein Computer, zweimal gestohlen. Das erste Mal auf Bali in der Zeit, wo er seinen Cut vornahm und das zweite Mal kurz vor der Berlinale. Aus seinem Büro wurde kurz vor dem Beginn der Berlinale wieder die scheinbar gefürchtete Dokumentation, inklusive Endfassung, geklaut. Gerade deswegen war die Spannung zur Premiere umso größer.

Filmkritik von „Der Fall Chodorkowski“

Regisseur Tuschi schafft es im Film „Der Fall Chodorkowski“ ganz rhetorisch und dramaturgisch, dass Chodorkowski eindeutig die Rolle des „Good Guy“ bekommt. Die animierten Trickfilmszenen zeigen die Festnahme und werden später bei dem Showdown noch einmal aufgegriffen. Diese märchenartigen Trickfilmsequenzen skizzieren ganz nebenbei eine Geschichte der Wandlung. Der Titelheld schwimmt, wie Dagobert im Gold, Richtung des Gebäudes seiner Stiftung – Open Russia. Allerdings relativiert der offene Blick von Tuschi die anfängliche Parteilichkeit. Etwas anders als Michael Moore gelingt es Tuschi nicht als Angreifer oder Manipulator zu erscheinen, sondern als Anwortsuchender. Er stellt Fragen und wirft keine Thesen in den Raum. Zusätzlich bekennt er sich zu Irrtümern oder seiner eigenen Ratlosigkeit. Diese Art und Weise trägt dazu bei, dass Tuschi die Komplexität des Helden auffächert.

Persönlich betrachtet erscheint die Doku als Konflikt zweier Alphatiere – Putin und Chodorkowski. Dazu tragen einige archivierte Fernsehszenen und auch der Gesichtsausdruck Putins selbst bei, sowie die Kommentare von Gerhard Schröder und Joschka Fischer. Ziel von Tuschi war es: Denkanstöße und ein umfassenderes Bild von Chodorkowski zu zeichnen. Zum Ende vermissen Kritiker ein klares erzählerisches Ende.

Letzte Aktualisierung am 19.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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